Einer der ranghöchsten Generäle der Bundeswehr hat einem Bericht zufolge scharfe Kritik am Zustand der militärischen Abstimmung mit den Vereinigten Staaten geäußert. Christian Freuding, seit Oktober Inspekteur des Heeres und zuvor Leiter der Ukraine-Abteilung im Verteidigungsministerium, sagte dem US-Magazin The Atlantic, der direkte Austausch mit seinen amerikanischen Gesprächspartnern sei zuletzt „abgeschnitten, wirklich abgeschnitten“ worden.
Der Bericht beschreibt Freuding als zuvor eng vernetzt mit dem Pentagon. Er habe amerikanische Ansprechpartner früher „Tag und Nacht“ kontaktieren können, jetzt aber fehle dieser Zugang weitgehend.
Freuding: Kommunikation mit Washington nur über Umwege
Die Aussage fiel im Zusammenhang mit Freudings Darstellung einer wachsenden Unsicherheit über die Rolle der USA in Europa. Dem Magazin zufolge nannte er als Beispiel, dass Berlin keine Vorwarnung über die Entscheidung Washingtons erhalten habe, bestimmte Waffenlieferungen an die Ukraine auszusetzen. Für aktuelle Informationen über die Haltung der US-Regierung müsse er inzwischen auf komplizierte, indirekte Wege zurückgreifen. „Es gibt jemanden in unserer Botschaft in Washington, der versucht, jemanden im Pentagon zu finden“, wird Freuding zitiert.
Der General äußerte sich im Rahmen einer umfassenden Analyse über die deutsche Sicherheitslage, in der mehrere militärische Entscheidungsträger die veränderte amerikanische Politik unter Präsident Donald Trump bewerteten. Die Bundesregierung und die Bundeswehr beobachten demnach mit Sorge, dass die USA ihren sicherheitspolitischen Fokus zunehmend nach innen verlagern und Europa stärker in die Verantwortung nehmen. Dies geschehe, so The Atlantic, vor dem Hintergrund erneuter russischer Militärmobilisierungen und deutscher Bemühungen um eine langfristige Aufrüstung.
„Alarmzeichen“: Bundeswehr fürchtet bröckelnde US-Bindung
Freuding wird in dem Beitrag als jemand beschrieben, der den Rückhalt der USA stets als Grundpfeiler der europäischen Sicherheit betrachtet hat. Der Wegfall schneller Kommunikationswege sei für ihn daher ein „Alarmzeichen“, insbesondere mit Blick auf mögliche Szenarien eines russischen Angriffs auf Nato-Partner in Osteuropa. Andere zitierte deutsche Militärs äußern ähnliche Sorgen über eine abnehmende transatlantische Verlässlichkeit.
Eine Stellungnahme der US-Regierung oder des Bundesverteidigungsministeriums zu Freudings Äußerungen liegt bisher nicht vor. Das Magazin weist darauf hin, dass es sich um die persönliche Einschätzung eines hochrangigen Offiziers handelt, die jedoch Einblick in die interne Lageeinschätzung der Bundeswehr gibt.